Convolutum
Hardcover, Leineneinband,
23 × 29 cm, 326 Seiten
Wenn der bildende Künstler Holger Schmidhuber mithilfe einer Schablone ein fast schon rotzfreches „Fear is Energy“ in einem knalligem Orange auf eine Tasche von Louis Vitton sprüht, ist das auf den ersten Blick ein plakatives, mitunter gar provozierendes Statement.
Doch steht diese Knalligkeit nur für eines der neun Zyklen, die sich in Schmidhubers Werkschau „CONVOLUTUM“ versammeln. Die meisten der anderen acht wirken, bedingt durch seine Arbeitsweise, auf eine gewisse Art subtil. Am Anfang steht in der Regel ein digitales Abbild eines wirklichen Moments, der, auf Aluminium gedruckt, nach und nach mit Pigment-schichten überlagert wird.
Auf eben diese recht unauffällige Weise geschieht dies auch im Bauhaus-Zyklus. Transparente Farbschichten liegen über den vordefinierten Ausschnitten, in die der Betrachter, durch Arne Reimanns Beschreibung in Kenntnis gesetzt, eintaucht, um das zu entdecken, was einst im Vordergrund lag.
Diese beiden genannten Zyklen verdeutlichen auch die Gegensätze, die – im erweiterten Sinne – der Materialität des Buches innewohnen. Gelb und leichtgewichtig aber dennoch edel erscheint das Konvolut auf den ersten Blick. Mitunter scheint das gar nicht zu den Themen, die zweimal den Tod aufgreifen, zu passen.
Doch klappt man das Innere auf, so wechseln sich Handfestigkeit, in Form der kartonartigen Buchseiten, und Filigranität ab, denn die Zyklen sind als hochglanzbedruckte Faltposter eingeklebt.
Informationen
Hardcover, Leineneinband
23 × 29 cm, 326 Seiten
Herausgeber
Dreizeichen Verlag
Autoren
Prof. Dr. Gerhard Glüher,
Cornelius Lange,
Arne Reimann
Fotografie
Marcus Michaelis
Holger Schmidhuber
Konzept, Design
und Typografie
Chris Steurer &
Fuenfwerken Design
So wird der Betrachter, indem er sorgsam blättert, entfaltet und zusammenfaltet, gezwungen, sich behutsam mit der Form und damit den Inhalt des Kunstbuchs, auseinanderzusetzen. Anders ausgedrückt: Die Sorgfältigkeit, mit der das Buch bei der Konsumption behandelt werden will, schenkt dem Betrachter kontemplative Momente der Entschleunigung im Permanent-Erreichbarkeitsdiktum der Gegenwart.
Wenngleich die materielle Erscheinungsform die analoge Aufmerksamkeit des Betrachters erfordert, so wenig verschließt es sich digitalen Erweiterungsmöglichkeiten. Durch QR-Codes, die vereinzelt im Buch verstreut sind, gelangt man zu Konzeptvideos im Netz, die Ergänzungen bieten, die auf Papier (noch) nicht möglich sind.
Auszeichnungen